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Reise durch Zeit und Raum.

Rezension zu Richard Steel „Blossoming Starlight. Poems for Kaspar Hauser and other friends”


von Kurt E. Becker

Nach „Kaspar war sein Name“ hat Richard Steel in seiner Muttersprache unter dem Titel „Blossoming Starlight“ einen weiteren Themen-Gedichtband für das „Kind Europas“ komponiert, und das in des Wortes Bedeutung. Denn diese „Poems for Kaspar Hauser and other friends“ bestechen nicht zuletzt einmal mehr durch Winfried Altmanns kongeniale Gestaltungsarbeit. Aber auch durch das schöne Coverbild von Greg Tricker, „Kaspar und die Engel“.

Auf 105 Seiten ist so ein bibliophiles Gesamt-Kunstwerk entstanden, linksseitig jeweils normal gesetzte Texte, rechts Gedichte in Steels gestochen scharfer Handschrift, als wäre ein mittelalterlicher Mönch durch die Zeit gereist, um sich an einem modernen Lyrik-Band zu versuchen.

Was für ein gelungener Versuch! Eine beeindruckende Reise durch Zeit und Raum – von „vorherrschender Finsternis“ bis hin zu den „vier inneren Jahreszeiten“. Oder – um es mit dem Dichter zu sagen: „On the way, neither here nor there – free“



 

Richard Steel, Blossoming Starlight. Poems for Kaspar Hauser and other friends, zu beziehen im Eigenverlag: www.richardsteel.jimdo.com, 23 €. 

 

Kristallisation von Essentiellem
von Kurt E. Becker

 

Richard Steel ist ein im positiven Sinn Besessener. Ein durch und durch Literatur-, Kunst- und Kultur-Besessener. Seine Besessenheit gilt insbesondere der Produktion von Büchern.

 

Als Herausgeber des Nachlasses von Karl König, Camphill-Gründer und prägende Persönlichkeit der Heilpädagogik im letzten Jahrhundert, ist Steel wissenschaftlich akribisch als Archivar, Dokumentator und Editor unterwegs. Mit beeindruckender Disziplin und innerweltlicher Askese. Und wenn er gerade mal nicht mit dem König-Nachlass beschäftigt ist, dient seine Kreativität unter anderem dem Verfassen eigener Gedichte.

 

Mit Empathie für das Leben selbst und den Menschen in ihm, subtil im Sprachgefühl und einem pointierten, mitunter auch ironisierenden Duktus bei der präzisen Kristallisation von Essentiellem entstanden so bislang in Folge vier Lyrik-Bände, der vierte ist soeben erschienen. Eine Kostprobe aus „Licht kam“ gefällig? „Ach Schicksal, schick mich doch./ Ich bin so ungeschickt!“

 

„Natürlich will ich Freiheit!“ ist das Gedicht betitelt – ein elementarer Fingerzeig auf die wuchtige Substanz der auf rund 80 Seiten komprimierten Gedichte und Aphorismen. Natürlich findet sich einmal mehr ein Gedicht für Kaspar Hauser darunter, aber auch Ringo Starr erfährt eine Widmung und Dylan Thomas. Mit „Grau war der Tag“ entstand ein Gedenken an den 14. Todestag des heilpädagogischen Forschers Dr. Georg von Arnim und mit „Tanzend in dem Winde“ eine Hommage an den Schmetterling. Der einmal mehr von Winfried Altmann kongenial schön gestaltete Band wird eingeleitet von einem Vorwort von Alfons Limbrunner.

 

„Licht kam“, 35 Gedichte und 35 Aphorismen, BoD, Norderstedt 2017, Preis €20,00. Kann portofrei bestellt werden bei: berlin@karl-koenig-archive.net